ElektroSpicker #014
Anforderungen an den NAR und AAR
Gibt es durch die VDE AR-N 4100:2019-04 neue und veränderte Begrifflichkeiten? Welche Anforderungen ergeben sich? Was gibt es in der praktischen Umsetzung zu beachten?
Die VDE AR-N 4100:2019-04 hat zum 01. April 2019 die bis dato gültige VDE-ARN 4101 abgelöst und ist seitdem für alle neu errichteten Zählerschränke gültig. Mit den ergänzenden Anforderungen der jeweiligen Netzbetreiber liegt nun eine klare Richtlinie vor, die u.a. vorgibt, welche Funktionsfelder und Anschlüsse gegeben sein müssen und auf welche Kriterien bei der Installation von Zählerplätzen geachtet werden muss.
❯❯ NEUE BEGRIFFE. Durch die Veröffentlichung der VDE-Anwendungsregeln redet die Fachwelt nicht mehr vom unteren- und oberen Anschlussraum, sondern vom netzseitigen (NAR) und anlagenseitigen Anschlussraum (AAR). Der Raum für Zusatzanwendungen (RfZ) und der Abschlusspunkt Zählerplatz (APZ) werden weiterhin gleich benannt.
Anforderungen an den netzseitigen Anschlussraum (NAR)
01
Die Hauptleitung ist von unten, von hinten oder seitlich in den NAR einzuführen. Die Einspeisung kann aus Platzgründen auch über ein seitlich angeordnetes Einspeisegehäuse erfolgen.
02
Die Höhe des NAR am Zählerplatz beträgt 300 mm.
03
Bei Zählerplätzen in Gebäuden ist generell ein 5-poliges Sammelschienensystem einzubauen.
04
Für Messeinrichtungen, die direkt an das Hauptstromversorgungssystem angeschlossen sind, ist eine selektive Überstrom-Schutzeinrichtung vorzusehen, die laienbedienbar sowie sperr- und plombierbar sein muss.
05
Die Kurzschlussschutzeinrichtungen müssen ein Kurzschlussausschaltvermögen von mind. 25 kA aufweisen.
Einspeisung und Spannungsversorgung für das intelligente Messsystem (iMSys) bei gleichzeitiger Doppelbelegung auf einer Feldbreite
Der Einbau des iMSys ist ab einem Jahresstromverbrauch von > 6.000 kWh verpflichtend. Jedoch kann der Messstellenbetreiber auch bei einem niedrigeren Verbrauch den Einbau (optional) vornehmen.
❯❯ IN EIGENER SACHE. Die einzige Möglichkeit innerhalb einer Feldbreite SH-Schalter für zwei Zählerplätze, inklusive dem Überspannungsschutz mit integriertem, wiedereinschaltbarem LS, zu installieren, besteht mit dem ABB S750. Um noch mehr Platz im NAR zu sparen, besteht die Möglichkeit das 40 mm Sammelschienen-System über SH-Schalter (z.B. ABB S750) bis 100 A und 50 mm² einzuspeisen
Anforderungen an den anlagenseitigen Anschlussraum (AAR)
Nach der VDE-AR-N 4100 sind im anlagenseitigen Anschlussraum (AAR) zur Absicherung maximal drei Wechselstromkreise zulässig, welche bis max. 16 A mit LS oder durch die Kombination FI/LS gegen Überstrom abgesichert werden dürfen. Das Kurzschlussausschaltvermögen der LS bzw. FI/LS ist im AAR mit 10 kA vorgeschrieben.
❯❯ IN EIGENER SACHE. Bei Kombination eines ABB LS mit 6kA mit einem ABB SH-Schalter (S750 (DR)) können bis zu 10 kA Kurzschlussströme abgeschaltet werden. Es wird somit kein LS mit 10 kA benötigt und dadurch Kosten eingespart. Die zugehörigen Selektivitätstabellen findest Du 🔎 hier.
❯❯ TIPP. Wir empfehlen zusätzlich zur von der Anwendungsregel geforderten Plombierung Einspeiseflansche mit einrastbaren „Diebstahlschutz“. Durch diesen wird, wie von den meisten Energieversorgern gefordert, der Stromdiebstahl erschwert und kann nur durch Beschädigung des Einspeiseflansches erfolgen.
Fragen und Antworten
01Was ist eigentlich das iMSys?
Das intelligente Messsystem (iMSys) ist eine Kommunikationseinheit bestehend aus einem Smart-Meter-Gateway und wird über einen Router fernabgelesen. Das Smart-Meter-Gateway wird im Raum für Zusatzanwendungen (RfZ) und der Router im Abschlusspunkt Zählerplatz (APZ) installiert
02Ab wann muss ich mit dem Einbau eines intelligenten Messsystems rechnen?
Der Einbau des iMSys ist ab einem Jahrestromverbrauch von über 6.000 kWh verpflichtend, aber auch bei einem niedrigeren Verbrauch, kann der Messstellenbetreiber (optional) den Einbau vornehmen. Weitere Infos hierzu findest Du im korrespondierenden 📖 ElektroSpicker „Intelligentes Messsystem und moderne Messeinrichtung“.