ElektroSpicker #068
Schutzklasse II im Schaltanlagenbau für Wohn- und Zweckgebäude
SCHUTZKLASSE II IM SCHALTANLAGENBAU FÜR WOHN- UND ZWECKGEBÄUDE
Die Schutzklassen I, II und III kennzeichnen verschiedene Sicherheitsstufen elektrischer Geräte zum Schutz vor Stromschlägen.
In Wohngebäuden betrifft dies vor allem Zählerplätze, bei denen die Schutzklasse II eine zentrale Rolle spielt. Doch was ist beim Einbau zu beachten? Wie erfolgt eine korrekte Wandbefestigung? Und wie sieht eine Zählerverteilung mit isolierten Klemmen aus? Antworten, Praxistipps und Hinweise gibt es in diesem ElektroSpicker.
Die Schutzklassen im Überblick
In der EU und in vielen weiteren Industriestaaten sind drei Schutzklassen zugelassen. Sie werden durch römische Ziffern I, II und III gekennzeichnet.
Schutzklasse I (SK I)
Alle elektrisch leitfähigen Gehäuseteile sind mit dem Schutzleiter verbunden. Berührt ein stromführender Leiter das Gehäuse, erkennen Schutzgeräte wie Leitungsschutz- oder Fehlerstromschutzschalter den Fehler und schalten ab. So werden Personen und Anlagen geschützt. Dieses Prinzip nennt man Schutzerdung.
Schutzklasse II (SK II)
Bei SK II-Geräten sorgt eine verstärkte oder doppelte Isolierung dafür, dass selbst im Fehlerfall keine spannungsführenden Teile berührt werden können. Geräte dieser Klasse benötigen keinen Schutzleiter. Typische Beispiele sind Ladegeräte oder Bohrmaschinen mit flachem Eurostecker.
Schutzklasse III (SK III)
Diese Schutzklasse arbeitet mit Schutzkleinspannung. Solche Spannungen sind für den menschlichen Körper ungefährlich. Die Versorgung erfolgt meist über Akkus, Batterien oder spezielle Transformatoren:
01 Gehäuse oder innerer Rahmen dürfen nicht geerdet werden.
02 Schrauben oder Teile von Geräten dürfen die Schutzisolierung nicht durchbrechen.
03 Abdecken der Schraube mit Isolierstoff oder Befestigung des Schrankes mittels Befestigungslasche.
04 Nutzen von isolierenden Abdeckungen / Griffen
Erdung im schutzisolierten Schrank
Wer einen Zählerschrank öffnet, sieht häufig Erdungsleitungen – obwohl diese bei SK II-Schaltschränken nicht erforderlich sind. Grund: Viele haushaltsübliche Geräte sind schutzgeerdet (SK I), etwa Backöfen oder Metallleuchten. Wärmeentwicklung oder bestimmte Materialien machen hier eine Schutzisolierung unmöglich.
Im SK II-Verteilerschrank wird der Schutzleiter von außen eingeführt, ohne die Isolierung des Gehäuses zu beeinträchtigen. Innerhalb des Schranks wird der Schutzleiter vollständig isoliert geführt – es besteht keine leitende Verbindung zum Gehäuse oder Traggerüst.
Die Erdungsverteilung erfolgt idealerweise über isolierte Klemmen. Werden PE-Reihenklemmen verwendet, müssen diese auf einer Schiene montiert und separat isoliert sein. Diese Schienen sind mit einem Erdungssymbol zu kennzeichnen. Von hier aus wird der Schutzleiter im Gebäude weitergeführt.
Die in Deutschland übliche NYM-Leitung erfüllt die Anforderungen an eine verstärkte Isolierung und ist für diesen Zweck geeignet.
Türeinbauten
In Wohngebäuden sind Geräteeinbauten in Verteilertüren selten, im Zweckbau jedoch verbreitet. Je nach Schutzklasse gelten unterschiedliche Anforderungen:
1. Geräte der SK I
Die Tür ist Teil der schutzisolierten Umhüllung und darf nicht geerdet werden. Das Gerät darf keine leitende Verbindung zur Tür herstellen – ein Kunststoff-Einbaurahmen ist daher empfehlenswert. Leitungen müssen doppelt oder verstärkt isoliert sein und gegebenenfalls zusätzlich durch Schutzschläuche gegen mechanische Einflüsse gesichert werden. Rückseitige, nicht berührungssichere Anschlüsse sind mit Abdeckungen zu versehen.
2. Messgeräte der SK II
Geräte dieser Schutzklasse können direkt in die Tür eingebaut werden. Auch hier sind verstärkte oder doppelt isolierte Leitungen zu verwenden. Schutzschläuche bieten zusätzlichen mechanischen Schutz.
3. Betriebsmittel der SK III
Leitungen mit verstärkter Isolierung sind hier nicht erforderlich. Ein Schutzschlauch kann jedoch zum mechanischen Schutz sinnvoll sein.
FAQ - Fragen & Antworten
01Was ist der Unterschied von Schutz- und Funktionserdung?
Die Schutzerdung schützt im Fehlerfall den Menschen vor elektrischem Schlag. Die Funktionserdung schützt das Gerät selbst – etwa Router oder Messsysteme – vor Überspannung oder Störströmen.
02Welche Normen sind relevant?
Für Stromkreisverteiler und Zählerplätze gilt die Norm VDE0603 Teil 1, bzw. die Schaltanlagenbaunorm EN61439. Die Schutzerdung ist in den Normen IEC 61439-1 sowie IEC 60664 beschrieben. Die Funktionserdung ist in den Normen IEC 60664-1, IEC 60445:2021 sowie IEC 60417-5018 (2011-07) beschrieben.





